Fahrt nach Oldenburg

06.05.2017 - Horst Neumann

Als Oldenburg noch dänisch war

Oldenburg in Niedersachsen soll mal 106 Jahre lang dänisch gewesen sein? Kaum zu glauben. Um das zu ergründen fuhr ein kleine Gruppe DDG-Mitglieder dort hin um sich davon zu überzeugen.

Der bewanderte Stadtführer erzählte wie es dazu kam.

Die Geschichte ist recht verworen. Sie begann damit das Christian IV, Graf von Oldenburg 1448 zum dänischen König Christian I. gewählt wurde. Wie kam es dazu?

Mit Christoph III. von Dänemark starb die männliche Thronfolgerline aus.Der dänische Reichsrat trug Adolf von Holstein die Nachfolge an. Dieser lehnte jedoch ab, weil er keine Nachkommen hatte und empfahl seinen Neffen Christian, welcher daraufhin zum dänischen König gewählt wurde. Als dieser verzichtete er auf die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. Diese übernahm sein jüngeren Bruder Gerd der Mutige. Wenige Jahre später wurde Christian I. in Personalunion auch noch König von Norwegen und Schweden. Zudem 1460 Herzog von Schleswig und Graf von Holstein.

Dem Bruder Gerd folgte 1500 sein Sohn Johann V. Ab 1526 übernahmen Johann VI. und seine Brüder Christoph und Anton I. gemeinsam die Grafschaft Oldenburg. Johann VI. wurde hinausgedrängt und nach dem Tode von Christoph 1566 regierte Anton I. allein. Ihm folgte sein Sohn Anton Günther. Seine Regierungszeit währte 60 Jahre. Durch geschicktes Verhandeln mit dem Feldherrn Graf Tilly bewahrte er Oldenburg vor der Zerstörung im 30 jährigen Krieg. Da Anton Günther keine ehelichen Nachkommen hatte, ging die Grafschaft 1667 an den nächsten männlichen Verwandten. Und das war Frederik III. von Dänemark.

Die Verwaltung oblag nun der "Deutschen Kanzlei" in Kopenhagen. Statthalter wurde Anton Günthers unehelicher Sohn Anton I. von Aldenburg. Nach dem Ländertausch 1773 im Hause Gottorf gingen die Besitzungen in Holstein an die ältere Gottorfer Line und somit an Dänemark. Oldenburg und Delmenhorst an die jüngere Linie des Hauses Gottorf (Vertrag von Zarkoje Selo, auch Zarin Katharina II. war mit im Spiel).

1774 wurde die Grafschaft durch Kaiser Josef II. in den Reichsfürstenstand erhoben und damit zum Herzogtum Oldenburg. Erster Herzog von Oldenburg wurde Friedrich August von Schleswig-Holstein-Gottorf. Ihm folgte Großherzog Peter Friedrich Ludwig, dessen Standbild auf dem Marktplatz zu sehen ist.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen fand noch ein Bummel durch die Altstadt statt, bevor man die Heimfahrt mit den neuen Erkenntnissen und Eindrücken antrat.

Anton Günther-Letzter Graf von Oldenburg
Friedrich August-Erster Herzog von Oldenburg
Büsten in der Lambertikirche


Anton Günther
Sophie, Gemahlin von Anton Günther


Grabplatten in der Lambertikirche



Lambertikirche
Vor ihren mehrmaligen Umbauten,
zuletzt auf Anregung von Großherzog Peter FriedrichLudwig
Großherzog Peter Friedrich Ludwig
Ziehsohn der Zarin Katharina der Großen und unter anderem Erbauer diverser klassizistischer Gebäude und Gründer der ältesten noch bestehenden Sparkasse.



Lambertikirhe - Von außen in neugotischem Stil, innen überraschend mit einer neuklassizistischer Rotunde.



Im rechten Bild die Darstellung der ehemaligen Wasserburg aus 15. Jhd. Daneben der unter Graf Anton im 17.Jhd. begonnende Neubau des Schlosses, mit Erweiterungen im 18. und 19.Jhd.


In der Rotunde der LambertikircheRathaus
Das Oldenburger Wappen
Die zwei roten Streifen auf gelben Grund sind auch heute noch im Wappen des dänischen Königshauses enthalten


Ehemals Pulverturm, heute Stadtmuseum
Einziges noch erhaltenes Bauwerk der Stadtbefestigung
Rathaus